Overblog
Edit post Folge diesem Blog Administration + Create my blog
9. Dezember 2008 2 09 /12 /Dezember /2008 16:28

Claudia Kern ist eine deutsche Autorin die neben Fantasy auch Science Fiction, Horror, Stories für Computerspiele und Kolumnen schreibt. Sie besitzt eine eigene Homepage, die ganz ähnlich einem Blog geführt ist.

Ich habe über Frau Kern ein Leseexemplar ihres neuesten Werkes, Sturm, erhalten. Das Buch ist das erste einer Trilogie mit dem Titel Der verwaiste Thron.


Das Äussere:

Das Buch ist im Taschenbuchformat erhältlich, im so genannten Klappenbroschur, und hat knapp 370 Seiten. Das Cover gefällt mir, es ist recht klassisch und schafft es, denn Titel ins Bild zu setzen...denn ein Sturm scheint hier wahrlich aufzuziehen ;)

Das Buch besitzt eine Karte der Welt vorne im Klappbroschur (und ebenfalls ganz hinten). Wie der geneigte Leser schon weiss, ist das immer ein Pluspunkt in meinen Augen. Ich folge der Handlung auch gerne geographisch.


Die Vorgeschichte:

Die Welt als solches ist bisher namenlos. Wie bei vielen Fantasy-Romanen war es schon einmal besser bestellt um die Belange der Menschen. Die einstigen vier Königreiche sind durch Arroganz und Habgier zerfallen und viele Nachbarn warten nur auf einen günstigen Augenblick um sich Gegenseitig in den Rücken zu fallen. In dieser Welt handeln und bewegen sich unsere Protagonisten. Der Hauptcharakter, Ana, die einzige Tochter des Fürsten von Somerstorm, erfährt bald einmal am eigenen Leibe, dass sie nicht auf die Mithilfe ihrer „Verbündeten“ zählen kann.


Frau Kern leitet jeweils jedes Kapitel mit einem kurzen Auszug aus einem fiktiven In-Welt Buch ein, was für mich wesentlich zur Atmosphäre und dem Bild ihrer Welt beiträgt. Sehr nett.



Die Handlung in Kürze:

Das Buch beginnt mit dem Geburtstagsfest von Ana. Sie feiert ihren 17 Geburtstag. Dafür hat ihr Vater keine Kosten gescheut (die Somerstormer sind für ihren Reichtum bekannt) und neben dem Festtagsschmaus und den vielen Gästen auch eine Gauklertruppe organisiert.

Das Fest nimmt jedoch eine grausige Wendung als während des grossen Gelages im Hauptsaal plötzlich das grosse Morden beginnt. Die Burg Somerstorm wird von den Nachtschatten überfallen, düsteren Mischungen aus Mensch und Tier. Ana kann dank ihres Leibwächters entfliehen, verliert aber alles was ihr lieb und teuer war.

Ihr Bruder Gerit wird auf der Burg zurückgelassen. Er hatte sich versteckt und entging dem Morden, ist nun aber Gefangener der Nachtschatten. Hin und her gerissen zwischen Wünschen zur Flucht und der Möglichkeit, möglichst viel über seine Feinde zu lernen, verweilt er auf der Burg und muss in der Küche arbeiten.

Im Süden der Königreiche erfährt man bald von den Geschehnissen im Norden. Da viele Fürsten aber sowieso eifersüchtig auf den Reichtum Somerstorms waren, rühren sie keinen Finger. Nur der Fürst von Westfall schickt sich an, etwas zu unternehmen und zwar weil Ana seinem Sohn zur Frau versprochen war. Hier werden wir mit zwei neuen Figuren bekannt gemacht: zum einen der Prinz von Westfall, der Verlobte von Ana, Rickard und zum anderen sein Freund, der verkrüppelte Gelehrte Craymorus. Rickard soll ein grosses Heer nach Norden führen um die Nachtschatten zu vernichten, während sein Freund in der Bibliothek von Westfall möglichst viel über die Schwächen der Nachtschatten erfahren soll.

Im Laufe des Buches folgen wir den vier jungen Menschen durch ihre Abenteuer...Anas Flucht nach Süden, wo sie hofft ihren Verlobten um Hilfe bitten zu können. Sie muss erfahren wie viel Missgunst ihrer Familie entgegengebracht wird und als sie schon kurz vor dem Ziel zu sein scheint, erwartet sie noch einmal ein dunkles Geheimnis; Gerits innerer Kampf gegen seine Furcht und sein Versuch, den Feind auszuspionieren und in einem geeigneten Moment entfliehen zu können; Rickards Aufbruch aus seiner geschützten Lehrzeit um seiner Verlobten zu helfen und Craymorus Suche nach Information während derer er mit seinen eigenen Dämonen (und seinem Gewissen) zu kämpfen hat...denn die Nachtschatten sind keine Unbekannten für ihn... . Das Buch endet in einer grossen Konfrontation, die ein grosse Überraschung birgt, die ich hier nicht vorneweg nehmen will. Einige unserer Protagonisten sind in recht hoffnungslosen Lagen und es wird spannend sein zu erfahren, wie sie da (falls überhaupt) hinauskommen.



Meinung:

Sturm hat mich gefesselt. Ich hatte sehr lange kein Buch aus deutscher Feder mehr in der Hand. Meist sind die deutschen Autoren noch einige Jahre hinter der Entwicklung aus dem anglo-amerikanischen Raum her und damit für mich oft uninteressant. Frau Kern hat mich jedoch in ihre Geschichte hinein ziehen können. Die ersten 250 Seiten hatte ich sehr schnell durch, da ich wissen wollte wie es weitergeht. Leider hatte ich dann einen erzwungenen Unterbruch und der Abschluss hat sich jetzt etwas hingezogen.

Die Sprache ist direkt und präzise. Nicht allzu ausschweifend (ich bin normalerweise ein Fan detailreicher Ausführungen) aber auch nicht zu knapp.

Interessant ist auch der Ansatz der Geschichte. Es ist für einmal kein Weltrettungsabenteuer, sondern eher eine Geschichte über persönliche Schicksale (natürlich liesse sich argumentieren, dass es für Ana und ihre Freunde durchaus darum geht, ihre Welt zu retten – aber ich spreche von der übergeordneten Ebene). Das fand ich erfrischend. Natürlich weiss ich noch nicht was in Band 2 und 3 geschehen wird, aber bisher läuft der Roman nicht die „Gefahr“, in dieses 0815 Schema zu fallen.

Am Ende des Buches kommen dann noch einige überraschende Enthüllungen auf den Leser zu. Diese waren meiner Meinung nach nicht ganz so schön eingeführt und insbesondere die Entscheidung einer Figur fand ich nicht sehr plausibel bzw. nicht sehr schlüssig hergeleitet.


Was auch eher spärlich beschrieben wird ist die Welt als ganzes. Bis auf die Kapiteleinleitung verzichtet Frau Kern eher auf Ausflüge in die Geschichte und den Hintergrund der Reiche. Die Kapiteleinleitungen tragen zwar dazu bei, dass der Leser ein Bild der Welt erhält und in die Atmosphäre des Settings eintauchen kann, wer aber, wie ich, dem Setting genau soviel Gewicht gibt wie den Figuren, wird eher mit wenig Information bedient. Da ist sicher Ausbaupotential vorhanden für die Bände 2 und 3.


Insgesamt aber ein sehr gekonnter Ausflug in das Genre der Fantasy.




Fazit:

Sturm ist ein viel versprechender Auftakt zu einer neuen Serie aus deutscher Feder. Wer moderne und ansprechende deutsche Fantasy sucht, sollte sich den ersten Band von Der verwaiste Thron zulegen. Vielleicht mit der Einschränkung, dass es kein Buch für Action-Junkies ist. Wer also auf jeder zweiten Seite einen physischen oder übernatürlichen Konflikt haben möchte, für den ist Sturm das falsche Buch. Wer aber an figurenzentrierten Geschichten Freude hat, ist hier genau richtig.


Bewertung: 7.5 von 10 Wer-Wesen

Diesen Post teilen
Repost0

Kommentare

C
<br /> Hallo Anomandaris,<br /> <br /> ja, Jonas war der Leibwächter.<br /> <br /> Auf das mit Gerrit wäre ich jetzt nie gekommen. Ich hab das einfach als seine Überlebensstrategie hingenommen. Wenn ich mich jetzt mal in seine Lage versetzte: Ich würde auch alles tun, um mir das<br /> Leben so einfach wie möglich zu machen. Er hat einfach die Strukturen durchschaut und sich angepasst. Nicht weil ers wollte, sondern weil ers konnte. Und der Mensch ist extrem anpassungsfähig,<br /> wenns ums Überleben geht.<br /> <br /> Außerdem darfst du eins nicht vergessen: Er ist ein Fürstensohn, er ist nicht daran gewöhnt, in der Nahrungskette unten zu stehen. Und die Eltern dürften der Beschreibung nach recht skrupellos<br /> gewesen sein. Sowas färbt ab.<br /> <br /> LG<br /> <br /> <br />
Antworten
A
<br /> Hi Cara, freut mich, dass du dir Zeit für einen Kommentar genommen hast.<br /> <br /> Ich beziehe mich in meinem Kommentar auf den Bruder von Ana, Gerit. Seine Entwicklung war mir zu schlecht vorbereitet...zu unglaubhaft.<br /> Jonas war der Leibwächter? Hab das gerade nicht mehr so präsent...<br /> <br /> LG<br /> Anomandaris<br /> <br /> <br />
Antworten
C
<br /> Interessant dass der Einband "Klappbroschur" heißt, hab ich auch noch nie gehört.<br /> <br /> Ich hab alle drei gelesen und fand sie super.<br /> <br /> Welche Entscheidung welcher Figur findest du denn unlogisch? Ich kann mir nur denken, dass du die Entscheidung bezügl. Jonas meinen könntest, aber das kam mir gar nicht so unlogisch vor... Würd<br /> mich jetzt interessieren, weil mir nix unlogisches in Erinnerung ist.<br /> <br /> LG<br /> <br /> <br />
Antworten